Am 16. Oktober 2024 war ich von der Leiterin der Haarer Volkshochschule Lourdes Ros de Andrés eingeladen, mit ihr über die Chancen und Risiken der neuen “generativen KI” zu diskutieren. Dieses aktuelle Thema hatten wir unter dem Titel “ChatGPT und Co: Schlägt künstliche die menschliche KI KO?” angekündigt. Offensichtlich interessiert diese neue Technologie viele Menschen, über 50 Anmeldungen zeigten, dass großer Informations- und Diskussionsbedarf besteht.
Der Abend war in drei Teile gegliedert. Zuerst versuchte ich, einiges an Grundlagen zum Thema KI zu erläutern, wissend, dass dieses Thema zu breit und auch zu komplex für 40 Minuten ist. Die Folien habe ich dennoch hier (GenKI-vhs) abgelegt und wer will, kann sie nachlesen.
Folgende Punkte waren mir wichtig und ich habe versucht, sie “rüberzubringen”:
- KI und neuronale Netze gibt es schon seit über 50 Jahren. Die neuen generativen Verfahren (Grundlagenmodelle) können aber bisher nicht mögliche Aufgaben übernehmen
- KI umfasst viel mehr als die neuen Verfahren abdecken. gerade in Technik und Wirtschaft sind “kreative Fähigkeiten” der KI gar nicht ausschlaggebend
- Große und “tiefe” neuronale Netze sind quasi das Hirn der KI und die Qualität ihrer Parameter bestimmt die Güte des Outputs
- Generative KI braucht in ihrer Trainingsphase sehr viele Daten, sehr viel Rechenpower und auch Unmengen an Energie
- Neu ist, dass jetzt auch kreative und künstlerische Aufgaben von KI-Systemen bewältigt werden können
- Das Potential an Wertschöpfung durch Produktivitätsgewinne ist enorm. Kein Unternehmen darf das ignorieren
- Europa braucht zur Absicherung seiner technologischen Souveränität eigene Hochleistungs-KI.
- Aber es ist nicht entscheidend, woher ein System kommt, wenn es weltweit zu fairen Bedingungen genutzt werden kann
- Halluzinationen, gezielte Verbreitung von Fälschungen und drohende Jobverluste sind die Risiken der neuen KI
- Die europäische KI-Regulierung (AI Act) teilt KI-Anwendungen in vier Risikoklassen: Minimal, Mäßig, Hoch und Unvertretbar. Je nach Kritikalität sind Hersteller und Anwender verpflichtet, Entscheidungen der KI fair, nachvollziehbar und gut protokolliert zu gestalten.
In der anschließenden Diskussion gab es etliche Verständnisfragen, die ich zu beantworten versuchte. Häufig wurden aber auch Ängste bezüglich der Gefahren und Risiken thematisiert: Übernimmt die KI die Kontrolle? Hat die Menschheit noch eine Chance, selbst über ihre Zukunft zu entscheiden? Werden in naher Zukunft Maschine schlauer sein als wir und die “Herrschaft” übernehmen. Ich habe versucht, meine Sicht der Dinge darzustellen. Ich denke, dass wir Menschen zum einen verantwortlich dafür sind, was wir tun, auch welche technischen Systeme wir entwickeln und wie wir sie anwenden. Zum andern dürfen wir uns auch nicht aus der Verantwortung stehlen, und fatalistisch einer “KI” die Schuld für Missstände und Versagen zu geben. Positiv sehe ich, dass die Kooperation von menschlicher und künstlicher Intelligenz, also die Verbindung des Besten aus beiden Welten, einen hoffnungsvoller Weg in die Zukunft eröffnen könnte.
Verwandte Artikel
Hellmuth Plenz-Ohra
Fund Wenn man aufräumt, findet man gelegentlich Überraschendes. So ging es mir vor wenigen Wochen, als ich ein Buch meines Vaters über die Nazi-“Euthanasie” in Schwaben (Die graune Busse in…
Weiterlesen »
Haar wird Stadt!
Auch ich habe den Antrag befürwortet, nicht weil er die Welt verändert, aber weil er zur veränderten Realität Haars passt. Aber Ausruhen auf den Lorbeeren des neuen Titels wäre…
Weiterlesen »
Flugtaxis in Bayern?
Diesen Artikel habe ich vor über fünf Jahren geschrieben und jetzt aus aktuellem Anlass nur geringfügig aktualisiert. Der Anlass ist der Wunsch des bayrischen MP Söder im April 2024, das…
Weiterlesen »