Meine Vorlesung an der Kinderuniversität

Wussten Sie, dass es in Haar eine ganz besondere akademische Lehrstätte gibt? Die Kinderuniversität Haar, die seit 2008 Vorlesungen für Studierende im Alter von 8 bis 12 Jahren anbietet. Vor kurzem hatte ich die Freude, dort eine Vorlesung mit dem Titel “Wie lernt ein Roboter?” zu halten. Natürlich war diese Einladung weniger meinem stellvertretenden Bürgermeisteramt geschuldet, als vielmehr meinen Aufgaben in der Fraunhofer-Gesellschaft zu denen auch die Themen Künstliche Intelligenz und lernende kognitive Systeme gehören. Und nicht zuletzt habe ich vor vielen Jahren darüber promoviert, wie sich ein Roboterarm energie- oder zeitoptimal von einer Position in eine andere bewegen lässt.

Die Herausforderung lag also weniger darin, den aktuellen Stand der KI-Forschung widerzugeben, Feinheiten neuronaler Netze zu erläutern oder die ethische Relevanz autonom agierender Systeme zu thematisieren, die stark von der Kritikalität der zu treffenden Entscheidung abhängt. Vielmehr musste ich versuchen, den Wissensstand der Zielaltersgruppe zu verstehen und didaktisch den richtigen Inhalt und Ton zu treffen. Dies war Neuland für mich, aber die jungen Student:innen bescheinigten mir hinterher, dass ich ihre Erwartungen schon in etwas getroffen habe.

Was gab zu lernen? Zuerst versuchte ich, den Unterschied zwischen Industrierobotern und humanoiden Robotern zu erläutern und stellte die Frage, was Roboter besser oder schlechter als Menschen beherrschen. Dann dachte ich, dass gerade bei den Humanoiden Filme der richtige Weg sind, deren Fähigkeiten anschaulich zu machen. Ein solches Video zeigt beispielsweise nicht nur menschenähnliche sondern auch hundeähnliche Roboter! Glücklicherweise fanden auch die Kinder springende, tanzende und fallende Roboter sehr unterhaltsam.

Der herausforderndere Teil bestand danach in der Titelfrage “Wie lernen die Roboter?”. Hier gilt es  zu unterscheiden, ob sie präzise programmiert werden, also nachmachen, was ihnen gelehrt wird, oder ob sie selbst lernen können. Die zweite Sorte ist die interessantere, aber auch schwieriger zu verstehende, denn der Roboter muss Bewegungen ausprobieren und seine Aktorik passend steuern und optimieren können. Ein Beispiel dazu zeigt, wie ein Roboter laufen lernt, was nicht ohne Auf-die-Nase-Fallen abgeht.

Schließlich fand die Vorlesung ihren Abschluss in dem Video, das über tausend Roboter synchron bei Tanzbewegungen zeigt. Die Kinder waren begeistert und bekamen noch den Hinweis auf Open Roberta auf den Heimweg mit, ein Projekt von Fraunhofer, mit dem Kinder und Jugendliche selbst Roboter programmieren lernen können.

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