Raketen-Märchen

Letzte Woche besuchten Robert Habeck und Anna Christmann die Firma Isar Aerospace in Ottobrunn. (SZ) und lobte deren Potential und Innovationskraft im Bereich Microlauncher (Trägerraketen für Klein- und Kleinstsatteliten). Natürlich sprach mich am darauffolgende Samstag der hiesige CSU-Fraktionsvorsitzende grinsend an und sagte: …und die habt ihr abgelehnt”.  Damit bezog er sich auf die Diskussion, ob und in welchem Umfang die Gemeinde Haar dieser Firma die “FInckwiese” (Ecke B304/B471) als neuen Produktionsstandort anbieten soll.

Weil immer wieder, auch im Rathausblatt, behauptet wird, Grüne und damit auch ich hätten diese Ansiedlung in Haar verhindert, möchte ich hier noch einmal die Fakten darlegen.

In der Sitzung am 27.  Juni 22 hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit (auch mit meiner Stimme) Isar Aerospace ein Ansiedlungsangebot auf einer Fläche von 8 Hektar (ungefähr die halbe Finckwiese) gemacht (SZ). Statt diese Fläche, die wesentlich größer als der jetzige Standort war, zu beplanen, legte der Bauträger, der die Fläche entwickelt, ein Szenario einer Ansiedlung auf der doppelten Fläche, also 16 Hektar vor. Dieses Konzept beinhaltete die Rodung von 30.000 qm Bannwald, den Bau von 30 Meter hohen Hallen, die die Fläche von über 7 Fußballfeldern versiegelt hätten. Auch wenn dieser Plan im letzten Moment noch etwas reduziert wurde, dem Gemeinderat war dies zu überdimensioniert und er lehnte die Erweiterungsoption auch mit meiner Stimme mehrheitlich ab. Das Angebot, eine Planung auf 8 ha zu starten wurde bisher von Isar Aerospace weder angenommen noch abgelehnt. Das Unternehmen hat sich bisher auch nicht für einen anderen Standort entschieden.

Dies sind die Fakten, auch wenn einige in Haar den Vorgang gerne etwas anders darstellen,. Eine ausführliche Begründung. die auch weitere Aspekte aufgreifen, steht hier.

Inzwischen sind die Gespräche mit dem Projekt-Entwickler wieder aufgenommen worden und die Grünen haben betont, dass sie eine maßvolle, gut ausgewogene Entwicklung der Finckwiese  nicht grundsätzlich ablehnen. Sie haben dazu diese Presseerklärung veröffentlicht:

Das Münchner Umland ist eine der dynamischsten Wachstumsregionen Deutschlands. Die Gemeinde Haar muss sich dieser Herausforderung stellen. Zuzugsverweigerung und Verknappung von Wohnraum ist keine Antwort darauf. Es ist eine kommunalpolitische Aufgabe, diese Entwicklung aktiv zu gestalten und nicht von ihr getrieben zu werden. Für eine nachhaltige Entwicklung des Gemeindehaushalts müssen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer gesteigert werden – keine Frage! Deshalb braucht es vielfältige Anstrengungen für die Vermarktung aller Bestandsflächen und einer klugen und abgestimmten Politik der Ausweisung neuer Flächen. Die Entwicklung der Gutswiese ist mit höchster Priorität zu betreiben. Die dort vorgesehene Mischung von Gewerbe, Wohnen und Infrastruktur (z.B. Kita, Tagespflege für Senioren) würde den wünschenswerten Abschluss einer jahrzehntelangen ortsplanerischen Entwicklung darstellen. Der Bezirk Oberbayern als Besitzer der Flächen hat in der Vergangenheit eine hohe Kooperationsbereitschaft signalisiert. Für eine menschen- und klimagerechte Weiterentwicklung der Haarer Potenzial­flächen sind aus grüner Sicht mehrere Grundsätze zu beachten. Auf einen Teil davon hat sich der Gemeinderat in seinen Leitlinien bereits verständigt, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass nicht allen die Inhalte der Leitlinien immer präsent sind.

Insbesondere mit Blick auf die anhaltende Diskussion über eine mögliche Bebauung der Finckwiese sind dies die grünen Entwicklungs-Grundsätze:

  • Innen- vor Außenentwicklung: Vorrangig Leerstände vermarkten, bevor neue Flächen erschlossen werden. Dies spricht angesichts der Länge der Planungsphasen nicht unbedingt gegen die Aufstellung neuer Flächennutzungspläne.
  • Auf neuen Gebieten ist, wo immer möglich, die Mischnutzung Gewerbe, Wohnen und Infrastruktur auszuweisen. Dies gilt insbesondere für eine so große Fläche wie die Finckwiese. Nur so kann ein integrierter Ortsteil entstehen. Arbeitsplätze ohne Wohnraum zu schaffen, würde zudem den Preisdruck auf das knappe innerörtliche Wohnungsangebot weiter verschärfen. Zudem stünde es im Widerspruch zu den Haarer Leitlinien, bezahlbaren und familiengerechten, sowie barrierefreien Wohnraum zu fördern.
  • Nutzungs-Flexibilität, eine leistungsstarke Anbindung an den ÖPNV, Fahrrad- und Fußwege, minimierte Flächenversiegelung, positive Energiebilanz im Betrieb, Zirkularität der Materialien, Vielfalt an Flora und Fauna im Areal und ein modernes Wassermanagement sind zu verwirklichen. Kurzum, die Kriterien für nachhaltiges Bauen sind umzusetzen und entsprechende rechtsverbindliche Festlegungen in Flächennutzungsplänen und Städtebaulichen Verträgen zu treffen.
  • Die Gemeinde gestaltet die Entwicklung und lässt sich nicht von potenziellen Nutzern im Planungsprozess treiben. Im Sinne einer Risikoverringerung fördert sie gewerbliche Diversität bei Neuansiedlungen.

Wenn diese Grundsätze eingehalten werden, dann kann eine davon geleitete Entwicklung der Finckwiese ein Gewinn für Haar werden: finanziell, sozial und ökologisch!

 

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