Viele in meinem politischen, beruflichen und privaten Umfeld verstehen nicht, warum Menschen in Deutschland rechtspopulistischen Personen und Parteien nachlaufen und was diese für sie attraktiv macht. Ich verstehe dies ebenso wenig, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nicht hilft zu sagen: ” wie kannst du diese Extremisten wählen?” oder “keine Stimme für die …!”, wie man hundertfach in den sozialen Medien lesen kann. Denn wenn man, was verständlich ist, so argumentiert, dann ist man schon in der Abwehrdefensive und versucht das Negative bei anderen herausstellen.
Nicht dass dies immer verkehrt wäre, ich glaube nur, es hilft wenig und ist der falsche Grundansatz. Viel wirksamer und dringend gefordert ist es, die eigene Vision positiv darzustellen und sie so stark zu machen, dass sie überzeugt. Ich nenne das, das “stärkere Narrativ”. Genau dies versuche ich mit den folgenden Gedanken, die nicht etwa strengen Parteilinien folgen, sondern möglichst offen und integrierend formuliert sein sollen.
Feedback und Beiträge sind sehr erwünscht.
Klima
Die Verbrennung fossiler Energieträger heizt die Erde auf und verändert das Klima. Dies ist eine essentielle Gefahr für uns, unsere Kinder und unsere Umwelt. Die Dekarbonisierung der Wirtschaft, Mobilität und Wärmeerzeugung ist daher ein überlebenswichtiges Ziel aller Staaten, das wir nur gemeinsam erreichen können. Dazu muss Deutschland seinen angemessenen Anteil beitragen und regenerative Energien technologisch und politisch vorantreiben.
Wer den Klimawandel klein redet oder gar negiert, hat nicht nur Fachleute und Wissenschaft gegen sich, sondern er gefährdet die Zukunft Deutschlands und des gesamten Globus.
Krieg
Der Zweite Weltkrieg hat uns schmerzhaft gelehrt: Angriffskriege führen ins Verderben. Die territoriale Unversehrtheit aller Staaten ist ein hohes Gut. Konflikte müssen gewaltfrei gelöst werden. Diese Werte der UN-Charta hat Russland mit seinem Überfall auf die Ukraine massiv verletzt. Daher ist moralisch richtig und politisch richtig, die Selbstverteidigung der Ukraine zu unterstützen, humanitär, militärisch und mit Wirtschaftssanktionen.
Wer leichtfertig Angreifer und Angegriffene gleichstellt oder gar Russlands Lügen glaubt und verbreitet, gefährdet Europas Unabhängigkeit und das Selbstbestimmungsrecht aller Völker.
Europa
Ebenso klar ist eine weitere Lehre aus diesem Krieg: Europa wird nur dann eine Zukunft haben, wenn es zusammenwächst und gemeinsam agiert. Europa wird wirtschaftlich, gesellschaftspolitisch und auch militärisch nur dann eine sichtbare Rolle in der globalen Staatengemeinschaft spielen, wenn es eine liberale Demokratie, individuelle Freiheitsrechte und nachhaltige soziale und ökologische Standards gemeinsam verwirklicht und vorlebt.
Wer hingegen Barrieren zwischen Ländern hochziehen will, misstrauisch und argwöhnisch nationale Alleingängen das Wort redet, macht am Ende die Menschen in Europa ärmer, abhängiger und unsicherer, er spielt das Spiel der Feinde Europas und europäischer Werte.
Medien
In Deutschland gibt es freie, vielfältige und unabhängige Medien, die vom Grundgesetz geschützt werden. Viele Menschen würden uns darum beneiden, denn sie leben in Ländern, in denen Zensur herrscht und Journalist:innen verfolgt werden.
Wer diesen Unterschied nicht anerkennt und wertschätzt, fördert unrecherchierte Halbwahrheiten oder folgt sogar Trollarmeen, die bewusst Unwahres verbreiten.
Flüchtlinge
Menschen in Not zu helfen, ist ein christliches und humanistisches Uranliegen. Deshalb muss Migration human und geordnet ablaufen. Mit einem schnellen, fairen Asylverfahren, mit klaren Rahmenbedingungen für diejenigen, die bei uns leben und arbeiten wollen. Wer unser Wertesystem nicht anerkennt oder keinen nachvollziehbaren Fluchtgrund hat, muss in sein Herkunftsland zurückkehren.
Vorverurteilung und pauschale Ablehnung von Geflüchteten widerspricht unserem Weltbild und Wertesystem.
Wissenschaft
Forschung und Wissenschaft fußen auf zwei Grundsätzen. Zum einen die Bereitschaft, anzuerkennen, dass es Expert:innen gibt, die auf ihrem Fachgebiet den Stand der Wissenschaft beherrschen und vertreten. Es ist klug, diesen und ihrer Empfehlungen zu folgen, sei es als Laie, sei es als Politik-Verantwortliche. Die Corona-Pandemie hat diese Notwendigkeit deutlich gezeigt. Zum anderen lebt die Wissenschaft davon, den Erkenntnisstand voranzutreiben und altes durch besseres neues Wissen zu ersetzen.
Wer den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu bloßer “Meinung” degradiert und beliebig Halb- und Nichtexpert:innen folgt, nur weil deren Aussagen genehmer erscheinen, handelt nicht nur grob fahrlässig gegenüber der Allgemeinheit, sondern unterminiert auch die wissenschaftliche Grundlage unseres rationalen erkenntnisgetriebenen Weltbilds.
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